05.04.2014 - Die letzte Etappe des mittelfränkischen Jakobsweges sollte mit 35
Kilometern auch die Längste sein. Die Bedingungen für diesen Abschnitt
waren eigentlich ideal: Trockene Witterung, etwas Sonne und zwischen 17
und 20 Grad. Allerdings mussten wir immer gegen den Westwind anlaufen.
Der Weg verlief häufig auf Flurwegen und kaum befahrenen Asphaltstraßen,
die teilweise ellenlang waren und Ausblicke von bis zu 2 Kilometern in
die Ferne zuließen. Dadurch hatten wir manchmal das Gefühl, auf der
Stelle zu treten. Der Vorteil war, dass wir dadurch sehr züzgig voran
kamen. Wäre der Weg nur auf Waldwanderwegen verlaufen, hätten wir die 35
Kilometer vermutlich nicht in dem Zeirahmen von 9,25 Stunden (inkl.
Pausen und Besichtigungen) absolviert.
Es
war auch der Tag der verschlossenen Kirchen. Sowohl zum Start in
Lehrberg war die Kirche St. Margaretha - wie auch bei unserer Ankunft am
Samstag zuvor - verschlossen, desgleichen auch in Binzwangen und
Stettberg. Da wir erst um 18:15 bei der Jakobskirche in Rothenburg
ankamen, ereilte uns dort das gleiche Schicksal, wie bei beiden Etappen
zuvor: wir standen vor verschlossener Tür und konnten unseren Pilgerpass
nicht mit dem Jakobsstempel aus Rothenburg ergänzen. Lediglich in
Häslabronn konnten wir an diesem Tage "stempeln". Und auch diese Kirche
war anfangs verschlossen, erst als wir beim Nachbarn um den Schlüssel
baten, konnten wir in diese Kirche hinen.
Mir fiel dabei ein Witz
ein, den ich irgendwann mal erzählt bekam: "Frage: Warum sind
evangelische Kirchen immer verschlossen? - Antwort: Wo niemand zuhause
ist, sperrt man ab..."
Zur Belohnung gabe es im Hotel
Post dann Weizen und Bier sowie Ochsenbrust mit Meerrettichsauce bzw.
Kotelett mit Bärlauch-Bratkartoffeln.
Um 20:06 fuhren wir mit der
Bahn in Rothenburg ab und erreichten nach zweimaligem Umsteigen den
Bahnhof Nürnberg-Schweinau. Den Rest des Weges legten wir mit Ubahn und
Bus zurück und kamen gegen 22 h zuhause an.
Fazit: wir
haben an 3 aufeinanderfolgenden Samstagen den mittelfränkischen
Jakobsweg absolviert. Ursprünglich war das eigentlich gar nicht so
geplant, aber mit jedem Schritt packte uns der Eifer mehr, diesen Weg
zeitnah bist zum Ende durchzuziehen.
Es war eine sehr gute
Vorbereitung auf unseren "Hauptweg", den wir am 17. Mai beginnen. Wir
haben festgestellt, wie wir unsere Ausrüstung ergänzen und optimieren
können und wie es sich unserer Belastbarkeit verhält.
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Start um 9:00 Uhr in Lehrberg |
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Zunächst
ging es auf der Straße nach Oberheßbach, von dort aus über Felder und durch
Wälder nach Häslabronn (10.30 Uhr). |
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Immer auf dem rechten Weg bleiben... |
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Blick auf Häslabronn, unsere erste Station |
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Der Ort zählt als Vorbild für gelungene Dorferneuerung |
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Erstmalig
1318 erwähnt, gibt es in diesem
Ort eine St. Jakobskirche mit einem gotischen Turm. Die Nachbarin Frau
Raab sperrte uns die Tür auf. In der Kirche bekamen wir unseren ersten
Stempel. |
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und wieder Stempel ein Eintrag ins Gästebuch |
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Oberhalb des Kirchenportals des Erkennungszeichen der Jakobspilger |
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Hinter
Häslabronn führte der Weg längere Zeit auf einem betonierten Flurweg.
Auf Wegen dieser Art sollten wir an diesem Tage noch häufig fortbewegen |
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Weiter
ging es wieder hinauf auf die Höhe Richtung Colmberg. |
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Vor Colmberg überschreiten wir die Europäische Wasserscheide |
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Kurz vor Colmberg gibt es
einen wunderbaren Aussichtpunkt auf den Markt und die Burg. Nachdem es genau
12.00 Uhr war. Machten wir eine Vesperpause. Dabei kamen wir mit einem älteren
Ehepaar aus Feuchtwangen ins Gespräch. |
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Blick auf die Burg. Bereits um 770 war dieser Berg besiedelt. Die Burg wurde nie eingommen und zerstört |
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verdiente Rast | |
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Zu einer anständigen Wanderung gehört auch eine zünftige Brotzeit mit einem kräftigen Schluck Bier... |
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...und einem Schnäpsle hinterher
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von
der Burg aus hat man einen interessanten Blick...schade nur, dass der
Club an diesem Samstag 2:0 verloren hat und nun vermutlich nächstes Jahr
zweitklassig spielen wird |
Über die Burg Colmberg (Ausbau um 1150)
kamen wir hinunter ins Dorf und machten einen Abstecher zur Kirche St. Ursula
(vermutlich 14. JH.). Einen Stempel gab es dort keinen. Die Kirche liegt ja
auch nicht am Jakobsweg. Innen ist die Kirche 1960 Jahren neu eingerichtet
worden. Naja, wem es gefällt. Mit einer netten Anwohnerin haben wir uns gut
unterhalten.
Bemerkenswert:
an dieser Kirche machte extra ein Schild darauf aufmerksam, dass
geöffnet ist. Das wäer bei den anderen Kirchen an diesem Tag auch
wünschenswert gewesen
nette Osterdeko vor dem Colmberger Rathaus
Hübsches Fachwerkhaus in Colmberg |
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Richtung
Binzwangen ging es eine lange Zeit auf Asphalt und über Flurbereinigungswege.
Binzwangen wurde übrigens bereits am 24.02.888 erstmalig urkundlich erwähnt,
ist also deutlich älter als Nürnberg.
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Bereits von Colmberg aus erblickt man Binzwangen, jedoch ist die Ortschaft noch 6 Kilometer entfernt |
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In Binzwangen überquert man die noch junge Altmühl |
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Kaum zu glauben, dass da etliche Kiolmeter Flussabwärts Schiffe fahren |
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St. Sebastian, Cornelius und Cyprian in Binzwangen |
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auch hier "ostert" es |
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Die Kirche St. Sebastian, Cornelius und
Cyprian war geöffnet. 1749 wurde die Kirche neu gebaut. Sie trägt, ganz
untypisch für die Gegend, einen Zwiebelturm. Einen Stempel gab es leider
keinen. |
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Diesmal ist die Tür offen |
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Taufstein von 1750 |
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Zwischen Binzwangen und Stettberg führte der Weg lange Zeit über einen Wiesenpfad |
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Immer wieder führt der Weg an Kuriositäten vorbei |
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Die Kirche St. Nikolaus (gotisch) war - wie nicht anders zu erwarten - zu.
Wir gingen gleich Richtung Geslau weiter. |
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Mittlerweile war es 15.00 Uhr. Am
Sportplatz von Geslau war eine Gruppe von Bänken und Tischen, gerade richtig
für die zweite Vesperpause. Wir waren mittlerweile knapp über 20 km unterwegs
und hatten somit noch knapp 15 km vor uns. |
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originelle Wegauszeichnung |
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Langsam
wurde das Gelände wieder etwas abwechslungsreicher. Wir gingen wieder
abwechselnd durch Wälder und über Wiesen und erreichten die Karrachmühle (Zitat aus Wikipedia: Karrachmühle ist ein Ortsteil der Gemeinde Windelsbach im Landkreis Ansbach in Mittelfranken. Einwohner: 2). Beide Einwohner haben wir beim Holzmachen getroffen.
Der Besitzer erzählte uns von seinen Problemen mit dem Landkreis wegen der fehlenden
Stromversorgung. Er hätte ganz gerne ein Windrad, welches er nicht genehmigt
bekommt. Aus diesem Grund hat er den Jakobsweg, der genau durch sein Grundstück
geht, gesperrt. Wir durften aber trotzdem durch. |
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Blick über den Weiher bei der Karrachmühle |
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Sind wir auch wirklich richtig? |
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Nun
folgte der landschaftlich schönste Abschnitt, durch ein Naturschutzgebiet
hinter der Karrachmühle. Hätten wir nicht noch 8 km zu laufen gehabt, hätten
wir sicherlich einige Zeit dort verweilt. .
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damit die Pilger es bei steilen Pfaden etwas leichter haben... |
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Wir erreichten dann Wachsenberg, den
letzten Ort vor Rothenburg. Die Autobahn hörten wir aufgrund des Westwindes
schon von weitem, obwohl diese fast 100 Höhenmeter tiefer liegt. Es ging hinab ins
Tal und wir sahen zum ersten Mal unser heutiges Ziel im Dunst liegen. An der
Autobahn zeigte uns ein Wegweiser die letzten 3,5 km in die Altstadt an. |
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Bei der Untequerung der Autobahn weiß man, wo es lang geht... |
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Blick zurück auf Wachsenberg |
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It's
a long, long, way... bis Rothenburg muss man ca. 3 Kilometer
schnurgerade Asphalt-Piste zurücklegen, die einfach nicht enden will. |
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Einzige Abwechslung bietet der Flugplatz, an dem der Weg vorbeiführt... |
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...und die Bahnlinie. 2 Stunden später werden wir auch in diesem Zug sitzen |
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Endlich haben wir Rotehnburg erreicht! |
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Wir
haben es geschafft. Nach 93 Kilometern sind wir an der Jakobskirche
angekommen. Leider, wie auch nicht anders zu erwarten, war diese
natürlich geschlossen. Nachdem wir aber unseren Jakobsweg bis Ulm am 17.
Mai hier fortsetzen, holen wir uns den wohlverdienten Stempel eben an
diesem Tag. |
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wir wurden neugierig beäugt |
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Geschlaucht
nach 35 km machten wir uns ohne große Besichtigung der wirklich sehenswerten
Altstadt auf Richtung Bahnhof. Die Abfahrtszeiten waren uns bekannt und so
hatten wir noch gemütliche 1 ½ Stunden im Hotel Gasthof Post. Wolfi bestellte
ein gebackenes Kotelett mit Bärlauch-Bratkartoffeln, Roli Rinderbrust mit Meerrettichsoße
und Petersilkartoffeln, dazu jeweils zwei Bier bzw. Weizen. Mit der Bahn um
20.06 Uhr ging es zurück. Um 21.40 Uhr waren wir wieder in Nürnberg. Diesmal
gab es dann doch die ein oder anderen körperlichen Problemchen, kein Wunder
nach über 35 km zu Fuß.
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