Mittwoch, 5. November 2014

Rückblick - von Roland


Als sich Wolfgang und ich vor etwa einem Jahr erstmals über den Jakobsweg unterhielten, ahnten wir nicht im Geringsten, was die Zeit in unserem Leben so mit sich bringt. Vorab, es war alles wie ein Traum, ein sehr schöner Traum, den ich gerne weiter Träume.

Zeit, das ist vielleicht der wichtigste Beweggrund, warum ich mich auch den Weg, den Camino gemacht habe.

Ein Mensch, dem nicht an jedem Tag eine Stunde gehört, ist kein Mensch.

Diesem Zitat von Rabbi Mosche Löb ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Das Schöne beim Pilgern ist: Es gehört mir nicht nur eine Stunde, sondern der ganze Tag. Ich entscheide, wann ich los laufe, wie weit ich gehe, wann ich innehalte. Ich erfahre meine Stärken, aber auch meine Grenzen. Ich nehme den Alltag deutlicher wahr als sonst.

Welche weiteren Beweggründe habe ich? Neugier auf andere Regionen (bislang) und Länder (ab nächstem Jahr) sowie Kontakt mit den Menschen. Über die Menschen, die wir auf dem Camino getroffen haben, hat Wolfgang ausführlich geschrieben. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Neugier auf Improvisation. Es läuft nicht alles wie geplant. Natürlich hatten wir Unterkunftslisten, nur manchmal erreicht man das Etappenziel nicht ganz. Menschen wie Angela in Mettenberg und Familie Traub in Winterstettenstadt haben dann wunderbar geholfen.

Ausscheren aus der hektischen Überflussgesellschaft. Es geht auch langsam und einfach, ohne Terminplaner, nur einfaches Wohnen (eine Etagendusche oder ein Wohnwagen) reichen aus.

Spirituelle Gedanken kommen dann unterwegs ganz von selbst. Auf einer Internetseite habe ich folgende, sehr passende Gliederung gelesen:

·          sich öffnen - offen für den neuen Pilgertag

·         wahrnehmen - offen für spontane Erfahrungen auf dem Pilgerweg

·         reflektieren - offen für Erinnerungen

Die Reflexionen kamen in der Nacht. Häufig konnte ich nicht einschlafen oder wachte immer wieder auf. Es war nicht leicht, das am Tag erlebt zu verarbeiten.

Nun bin ich seit März in Etappen etwa 450 km gelaufen und 11 km mit der Fähre über den Bodensee gefahren. Und der Traum meines Jakobsweges geht weiter. Nächstes Jahr im Mai werden Wolfgang und ich von Konstanz aus starten und für 14 Tage durch die Schweiz pilgern. Die Vorbereitungen laufen schon. Wie heißt es so schön: Nach dem Spiel ist vor dem Nächsten. Also ULTREYA (vorwärts): Nach der Etappe ist vor der Nächsten.

Buon Camino

Roland

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