Samstag, 13. Juni 2015

Post aus Genf

Nach genau 15 Tagen ist heute mein Taschenmesser angekommen, das ich am Flughafen in Genf mit der Post nach Hause geschickt habe. Im Handgepäck durfte ich es nicht an Bord des Flugzeugs mitnehmen.

Montag, 8. Juni 2015

Wieder Zuhause



Ich bin angekommen. Wieder in der Zivilisation. Ich tausche Rucksack, Wanderstecken und Jakobsmuschel gegen Aktentasche, Computer und Smartphone.  War ich wirklich weg? Es kommt mir seltsamerweise wie gestern vor, als ich vor knapp 3 Wochen meinen Rechner heruntergefahren  und proklamiert habe "Ich bin dann mal weg..." Aber es kommt mir vor wie ein lange entferntes Erlebnis, dass ich mich durch Regen, Wind und Sonne fast 400 Kilometer zu Fuß durch die Schweiz bewegt habe.  Es kommt mir manchmal auch so vor, als wäre nicht ich von Konstanz nach Genf gepilgert sondern jemand, den ich gut kenne und dessen Weg ich 16 Tage lang mit verfolgt habe.  

Es verhält sich wie so häufig auf Reisen: Man plant lange, man spielt verschiedene Szenarien im Geiste durch, man ist in Vorfreude und zählt Wochen und Tage und plötzlich ist der Tag da, an dem die Reise beginnt. Und plötzlich ist man mittendrin.  Und auf einmal ist alles vorbei.
Das Schöne an dem Ausbruch aus dem Alltag ist aber, dass ich mir sämtliche Erinnerungen aufbewahre. Nicht unbedingt  in nur Form von Digitalfotos, sondern im Geiste, unterstützt durch meine Aufzeichnungen in meinem kleinen, in Leder gebundenen Tagebuch und im Herzen.

Man mag es kaum glauben, aber ich hatte in 16 Tagen kein Erlebnis, keine Begegnung, auf die man in irgend einer Weise hätte verzichten mögen. Egal wohin wir kamen, egal mit wem wir gesprochen haben, überall kam uns nur Wohlwollen und Freundlichkeit entgegen. Viele nette Begegnungen, viele liebe Menschen, denen wir begegnet sind, die mit uns ein Stück des Weges gegangen sind, die uns Mut zugesprochen haben, die manchmal auch Bewunderung hegten, viele Erlebnisse, schöne Augenblicke, nachdenkliche Momente.

Meine Hochachtung für die Menschen, die durch kleine Gesten wahre Nächstenliebe leben. Sei es durch einen handgeschriebenen Segenswunsch neben dem Frühstücksteller oder das Körbchen in der Kapelle, in dem ein Apfel und ein Müsliriegel als "Stärkung für Pilger" liegen. Ein kleines Kästchen vor einem Haus mit der Aufschrift "kostenlose Erfrischung für Pilger" - darin Eistee und Limonade, an jeder Flasche ein kleiner Flyer mit einer biblischen Geschichte hingeklebt. Oder einfach nur ein freundlicher Gruß von vorbeigehenden Leuten, ein "Buon Camino", ein aufmunterndes Lächeln. All diese Menschen, diese Gesten sind jeden Schritt wert, den ich getan habe.

Ich bin in den 16 Tagen kein ein anderer Mensch geworden - aber doch irgendwie ein Neuer. Ich habe, wie auch nach unseren anderen Pilgertouren, mich wieder darauf besonnen, für die kleinen Dinge des Lebens dankbar zu sein.
Vor allem bin ich meinem Pilgerkollegen Roland dankbar, der die ganze Zeit über ein über alle Maßen treuer, geduldiger  und zuverlässiger  Weggefährte war und ist, der auch unter widrigsten Umständen nie seinen Humor verliert.

Die  Erinnerungen an die Erlebnisse dieser Pilgerreise werden für immer bleiben. Mögen Sie mir im Alltag immer wieder Kraft geben und mir helfen, die erworbene Gelassenheit zu bewahren.
Und nächstes Jahr geht es weiter...

Mittwoch, 3. Juni 2015

Vorher - Nachher (oder vom unrasierten Pilger zurück zum rasierten Menschen)

Siebzehn Tage ohne Rasur, da kommt schon was zusammen. Auf ausdrücklichen Wunsch meiner Tochter Janina ist der Wildwuchs am 30.05.2015 einer Nassrasur zum Opfer gefallen. Es war übrigens die erste Nassrasur meines Lebens. Weitgehend unverletzt, nur zwei kleine Kratzer, habe ich die Prozedur überlebt. Mein Trockenrasierer hätte diese Arbeit wahrscheinlich gar nicht geschafft.
vorher

nachher

Angekommen

Nach zwei Stunden Flug sind wir sicher in Frankfurt gelandet. Hier ist unsere Pilgerreise nun vorbei. Es geht jetzt noch mit dem Auto vom Fr...