Warum?
Ja, warum eigentlich?
Ist es die Suche nach Abenteuer? Schließlich weiß man am morgen noch nicht, wo man abends schlafen wird.
Ist es die Suche nach den eigenen körperlichen Grenzen (Body-Building)? Man läuft täglich eine weite Strecke mit viel zu viel Gewicht auf dem Rücken.
Oder ist es gar die Suche nach etwas Höherem (Soul-Building)?
Die drei (Test-)Etappen über insgesamt 93 km nach Rothenburg im März und April hatten doch eher den Charakter einer Wanderung. Ganz anders hingegen war es dann ab Rothenburg. Noch in der Altstadt wurden wir von einem älteren Ehepaar angesprochen, die unsere Jakobsmuscheln am Rucksack entdeckt hatten. Beide hatten Santiago de Compostela bereits vor einigen Jahren erpilgert. Kaum 20 Minuten später trafen wir auf Pilger Detlef, der ebenfalls schon Santiago erreicht hatte und nun nach Rom unterwegs war.
Schnell kommt man mit Menschen ins Gespräch, sei es ein Bauer auf dem Traktor, zwei Mädels auf Pferden ("Ihr lauft den Jakobsweg, is ja cool") oder z.B. vor einem Bäckerladen in Crailsheim mit Jörg, der uns den Tip mit Heinrich dem Töpfer gab. Man unterhält sich mit Sonntags-Spaziergängern und Hundegassi-Führern, mit anderen Pilgern. In Ulm wurden wir von einer Stundentin und einem Mann mit Buen Camino begrüßt, beide hatten unsere Muschel gesehen. Corinna gab uns ein Radler aus, der Metzger in Pommertsweiler zwei geräucherte Würste. Auf meiner Radwallfahrt nach Altötting bekamen wir in einer Bäckerei in Geisenhausen eine Butterbreze, in einem Bistro in Vilsbiburg, wo wir zu Abend gegessen hatten, einen Schnaps.
Auf weitere liebe Mitmenschen ist Wolfi bereits in seinem Resumee eingegangen. Dem ist nichts hinzufügen. Ich habe diesen alle von Altötting aus eine Dankeskarte geschrieben.
Nächstenliebe ist das, was das Christentum lehrt.
Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft ist das, was wir sehr oft erfahren haben, ohne dass wir erst dafür bitten mussten.
Das ist es, was aus der Wanderung Jakobsweg die Pilgerschaft Jakobsweg (bzw. aus einer Radtour eine Wallfahrt nach Altötting) gemacht hat.
Das ist es, warum wir unseren Pilgerweg weiter gehen werden. Die paar Blasen an den Fersen, die brennenden Fußsohlen bzw. die Knieschmerzen beim Radfahren sind dies allemal wert (und bereits auch wieder verheilt).
Ultreya e suseya und buen Camino
ROland
Wir pilgern in Etappen nach Santiago de Compostela und starteten 2014 zuhause in Nürnberg. Von dort aus ging über Ulm nach Konstanz, 2015 von dort bis Genf. 2016 ging es nach Le Puy und 2017 bis nach Moissac. 2018 nach Pamplona, 2019 setzten wir unseren Weg bis Leon fort und wollten 2020 in Santiago ankommen, doch Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nach zwei Jahren Verzögerung brechen wir im Mai 2022 zur letzten Etappe auf. In diesem Blog sind alle unsere Erlebnisse nachzulesen.
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